Den allerersten Schluck haben sie ganz vorsichtig getrunken. "Das Bier war goldgelb und hatte eine schöne Schaumkrone, hätte ja aber trotzdem wie "Laternenpfahl, ganz unten" schmecken können", sagt Christian Schumacher und lacht. Das Ergebnis war jedoch überraschend gut und hat fünf Debstedter motiviert, weiterzumachen. Seit 2019 brauen sie im Gemeindehaus das "Pfarrgartenbräu" - mit Leidenschaft, Kreativität und staatlicher Genehmigung.
Eine Armada dunkelbrauner Flaschen steht auf dem Küchentresen stramm, bereit, an diesem Abend gewaschen und befüllt zu werden. Sven Asmus bugsiert sie in den Geschirrspüler und kocht die Verschlüsse aus. Schumacher installiert die "Abfüllstation", Michael Maschke stellt Digitalwaage und Traubenzucker bereit. "Kurz nach Weihnachten haben wir das Bier angesetzt", sagt Maschke. 58 Liter sind es, die heute in 112 Flaschen gefüllt werden. Vier Gramm Traubenzucker kommen in jede Flasche, damit das Bier während der Flaschengärung erst bei Zimmertemperatur und dann bei 12 Grad im Kühlschrank schön perlig wird. "Ende Februar treffen wir uns wieder, dann ist das Bier fertig", so Maschke. Prost!
Aus einer Bierlaune heraus ist dieses süffige Gemeindeprojekt entstanden. An einem Sommerabend im idyllischen Debstedter Pfarrgarten, in dem sonst Gottesdienste und Gemeindefeste gefeiert werden, saßen die Männer zusammen - und auf einmal war sie da, die Idee, Bier selber zu brauen. In einem Raum des Gemeindehauses steht bis heute der erste "Kessel": "Wir haben mit einem einfachen Einkochtopf mit selbstgebauter Temperatursteuerung angefangen", erläutert Schumacher. Mittlerweile sind ihre Geräte professioneller geworden. "Das entwickelt eine gewisse Eigendynamik", sagt Maschke schmunzelnd.
Am Anfang jedes neuen Brauvorgangs steht das Wasser. "Wir haben Glück, bei uns kommt das Felsquellwasser direkt aus der Leitung", sagt Schumacher augenzwinkernd. "Es ist weich genug, da müssen wir nichts machen." Die Flüssigkeit wird erwärmt, dann wird das Malz dazugegeben. Malz ist nicht gleich Malz. Im "Brauzimmer" steht Münchener Malz, Chocolate Malt und Carared. Dazu kommen noch Gewürze. "Wir brauen ja nicht nur Pils", sagt Schumacher. Porter mit Toffee-Note, Weihnachtsbier, Stout, belgisches Witt-Bier oder Maibock - die Möglichkeiten sind vielfältig, und die Ideen sprudeln so wie ein frisch eingeschenktes kühles Blondes.
Der Zucker aus dem Malz muss freigesetzt werden, denn der ist die Nahrung für die Hefe. Dazu benötigt das Bier in spe eine besondere Temperatur: 74 Grad Celcius. Das Malz setzt sich ab, der Hopfen kommt dazu. "Auch hier gibt es viele Arten von bitter bis fruchtig", erklärt Schumacher. Dann wird die Flüssigkeit gekocht, bis es zum Schluss für anderthalb Wochen in den Gärbottich geht. Wenn der regelmäßig gemessene Würzegehalt gleichbleibend ist, darf das Bier in die Flasche.
Der Brauprozess ist eine langwierige Angelegenheit. "Beim ersten Mal haben wir um 19 Uhr angefangen und waren dann bis um 1 Uhr beschäftigt", erinnert sich Maschke. Aus Fehlern lernt man. Jetzt starten sie am Morgen und sind dann zur Kaffeezeit durch - gemeinsames Frühstück und Mittag inklusive.
So richtig schlecht hat der erste Schluck erst einmal geschmeckt. Damals haben sie zu wenig Malz verwendet. "Manchmal ist der Geschmack nicht ganz so, wie wir es erhofft haben", gesteht Schumacher. "Aber es ist immer Bier, gefährlich wird es nicht."
Damit auch rechtlich alles ungefährlich bleibt, mussten sie ihre Hobbybrauerei beim Zoll anmelden. "Wir zahlen einen geringen Betrag, aber das ist nicht der Rede wert", so Maschke. Ihr Bier mit den stylischen Etiketten ist käuflich nicht zu erwerben. Jeder nimmt ein paar Flaschen für den "Eigenbedarf" mit nach Hause, andere werden verschenkt oder in der Gemeinde getrunken. "Wir haben mal eine Probeverköstigung beim Männerfrühstück gemacht", sagt Asmus. Das kam gut an - so gut, dass sie es beim Frauenfrühstück wiederholen mussten.
Anregungen holt sich das Quintett, zu dem auch noch Enno Maschke und Sven Krüger gehören, im Internet, aber auch bei Brauerei-Führungen. Während Schumacher mit viel Fingerspitzengefühl die dunkelbraune Flüssigkeit abfüllt, macht Asmus für alle eine Flasche aus einer niedersächsischen Brauerei auf. "Wir müssen doch gucken, was die Konkurrenz macht."
Wenn die Pandemie es wieder zulässt, dann möchten sie ihr Selbstgebrautes gerne dort ausschenken, wo alles begann: im Debstedter Pfarrgarten.
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